Montag Morgen kurz nach sieben in Berlin: Ich mach mir gerade mein Essen für die Arbeit, watschel zur Spüle, um etwas abzuspülen und sehe dabei gelangweilt aus dem Küchenfester hinaus. Ich sehe einen Mieter, der bei mir im Aufgang wohnt, zu seinem neuen, silbernen Passat B7 Variant gehen. Er steht direkt vor meinem Starlet, von Stossstange bis Stossstange etwa 25 cm, nach vorne sind es etwa ein halber Meter Platz. Ich bleibe am Fenster und schaue gespannt zu, denn den Typen habe ich schon des öfteren mit seinem Auto hantieren und rangieren sehen. Regelmässig stellt er sich dabei an wie der erste Mensch. Sowohl Ein- als auch Ausparken gehören nicht zu seinen Paradedisziplinen. Gern steht er auch schief in einer Lücke, mit den Reifen halb auf dem (abgesenkten) Bord, halb in der Luft. Da schmerzt es mir regelmässig ...

Er steigt also ein und haut den Rückwärtsgang rein. Naja, viel Platz nach hinten zu mir hat er ja nicht, dachte ich mir. Aber er wird ja einen Rückfahrwarner haben. Immerhin kam der neue Passat November 2010 auf den Markt. Das hatte ich kaum gedacht, da knallt er schon gegen meine Stossstange. Trotz angezogener Handbremse wackelte der Starlet kurz fröhlich vor und zurück. Der Passat fährt schräg versetzt noch dreimal vor und zurück, um sich aus der Lücke zu manövrieren und haut ab.
Ich stand am Fenster und wollte am liebsten rausspringen oder runterrennen. Aber ich musste am Fenster stehen bleiben, um alles beobachten und mir das Kennzeichen merken zu können. Uhrzeit und Kennzeichen aufgeschrieben und die Polizei angerufen. Meine gute Laune kannte an diesem Morgen keine Grenzen. :wand:
Die Polizei kam – überraschend schnell innerhalb von 15 Minuten – und nahm das Ganze auf. Am Starlet selbst ist äusserlich eigentlich nichts zu sehen, bis auf Farbabschürfungen am Nummernschild. Ich werde aber mal die Front säubern und noch einmal genauer nachsehen, ob Kratzer, Dellen oder ähnliches zurückgeblieben sind. Fraglich ist auch, ob nicht-sichtbare Schäden entstanden sind. Das wird ein Werkstatt-Besuch klären. Also wird es demnächst zu meinem Bruder auf Arbeit gehen. Bei Bedarf lasse ich einen Kostenvoranschlag machen, was der Spass denn kosten soll, sofern etwas Reparaturbedürftiges zu finden sein sollte.
Da es sich jedoch um eine Fahrerflucht und damit eine Straftat handelt, kann das Ganze etwas länger dauern als bei einem gewöhnlichen Verkehrsunfall.
Einerseits ärgere ich mich wahnsinnig, dass der Fahrer, der ja pikanterweise eine Etage unter mir wohnt, dreisterweise abhaut; zumal ich davon ausgehe, dass der Aufprall vorn beim Fahrer hätte ankommen müssen – ein leichter Ditscher war es nicht mehr. Andererseits freue ich mich, so einen Fahrerflucht-Arsch erwischt zu haben.
Weder hielt er kurz an und stutzte, noch stieg er aus, um nachzusehen. Wäre er ausgestiegen, wäre ich zu ihm runter, wir hätten uns das angesehen und an Ort und Stelle klären können. Wer aber abhaut und so tut, als wäre nichts passiert, der muss dann eben mit den Konsequenzen leben, wenn er dabei beobachtet wird. :finger:
Bei Gelegenheit werde ich, sobald der Passat wieder unten steht, mit Fotoapparat bewaffnet seine Heckstossstange inspizieren. Womöglich finde ich dort etwas. In den nächsten Tagen dürfte der Unfallverursacher einen Brief von der Polizei bekommen. Ich bin gespannt, ob er sich dann mal bei mir meldet oder ob er alles weitere – wie den Rempler selbst – irgnoriert. Da es sich wie erwähnt um eine Straftat handelt, habe ich auch noch keine weiteren Daten vom Täter wie Versicherung und dergleichen. Sobald aber diese Daten vorliegen und ein Schaden am Starlet nachweisbar ist, werden die von mir hören.
Wer weiss eigentlich, wie oft der oder andere schon gegen meinen Kleinen gefahren sind. Hätte ich das Geschehen nicht beobachtet, würde ich das nie merken, gerade bei dem Wetter und dem Dreck. Und irgendwann wundert man sich über seltsame Spaltmasse und verzogene Karosserieteile.
Ich bin jedenfalls gut bedient. :mecker: